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Viele Menschen wissen gar nicht genau, wie Banken und unser Geldsystem funktionieren. Sie stellen sich eine Bank als eine Art Geldspeicher vor, wie der von Dagobert Duck. Der Speicher wird dann von den braven Sparern mit Geld gefüllt, mit dem die Bank anderen Kunden dann Kredite geben kann. Und wenn diese das Geld anschließend zurückzahlen, bekommen die Sparer daraus ihre Zinsen. Das ist aber weit gefehlt. In Wahrheit würde jede Bank sofort pleite gehen, wenn alle Kunden ihr Geld gleichzeitig abheben würden. Es gibt keinen Geldspeicher und Kredite werden auch nicht aus echtem Geld vergeben.

Wie das Geld entsteht

Geldschöpfung

Stell dir vor, es gäbe auf der Erde nur drei Menschen: Julia, Klaus und Felix. Julia kann Geld aus dem Nichts erschaffen und leiht sowohl Klaus, als auch Felix jeweils 1 €. Irgendwann will Julia ihr Geld zurück. Und das nicht einfach so, sondern mit 1 € Zinsen. Keiner der beiden Jungs hat 2 €, deshalb können sie das Geld nicht zurückzahlen. Aber Felix ist schlau und arbeitet für Klaus. Dafür wird er mit dem Euro von Klaus bezahlt. Jetzt hat Felix die 2 € zusammen und kann sie Julia zurückgeben. Aber was macht Klaus denn jetzt ohne Geld?

Geld verleihen

Wenn es nach der Europäischen Zentralbank (EZB) und anderen Zentralbanken geht, leiht sich Klaus einfach noch mehr Geld von Julia und kann damit die vorherigen Schulden zurückzahlen. Das Privileg der Zentralbanken ist nämlich, dass sie die Hüter des Geldes sind. Sie erschaffen und vernichten es. Und sie können so viel davon erschaffen, wie sie wollen. Nach oben gibt es keine Grenzen. Julia kann also so viel Geld vergeben, wie sie will.

Deshalb holt sich Klaus jetzt auch gleich mal 4 € von Julia. Mt der einen Hälfte bezahlt er die alten Schulden an Julia und mit der anderen kauft er sich was Schönes. Aber jetzt hat er leider neue – noch höhere – Schulden. Doch das stört ihn nicht, denn er kann ja jederzeit neue Schulden machen, um die alten Forderungen zu begleichen.

Klaus ist in dem Beispiel der Staat, denn der arbeitet genauso. Er leiht sich Geld, indem er Schuldscheine (Staatsanleihen, siehe Quantitative Easing) an die EZB verkauft. Dafür bekommt der von der EZB so viel Geld wie er möchte. Doch irgendwann müssen die Schulden wieder an die EZB zurückgezahlt werden. Und weil das nicht geht, leiht er sich einfach noch mehr Geld von der EZB, womit er die alten Schulden zurückzahlen kann. Genau durch diesen Prozess wächst die verfügbare Geldmenge immer weiter. Es kommt also zur Geldmengeninflation.

Felix ist übrigens der brave Bürger, der seine Schulden immer fleißig begleicht, um nicht bestraft zu werden. Doch auch er ist nicht ganz unschuldig an der Inflation. Denn immer, wenn er sich Geld leiht, wächst dadurch die verfügbare Geldmenge. Es kommt auch hier also zu einer Inflation. Und die hält so lange an, bis Felix das Geld zurückgezahlt hat. Denn nur dann wird das neu erschaffene Geld wieder vernichtet. Das passiert natürlich nicht mit echtem Bargeld, sondern mit Zahlen in einer digitalen Brieftasche – dem Girokonto.

Bargeld vs. Buchgeld

Euromünze unter einer Lupe

Das meiste Geld, das im Umlauf ist, existiert nicht in Form von Scheinen und Münzen, wie wir es kennen. Das ist tatsächlich nur der kleinste Teil. Aktuell sind es weniger als zehn Prozent der verfügbaren Geldmenge im gesamten Euro-Raum. Der größere Teil liegt in Form von Guthaben und Schulden auf den Bankkonten. Dieses virtuelle Geld nennt sich Buchgeld bzw. Giralgeld. Daher kommt auch der Begriff „Girokonto“.

Da die EZB die verfügbare Geldmenge in unterschiedliche Kategorien einteilt, findest du in der folgenden Tabelle eine Übersicht über die festgelegten Definitionen. M0 ist hier das reine Bargeld und M3 die gesamte Geldmenge.

DefinitionBeschreibung
M0Bargeld (Banknoten und Münzen außerhalb der Zentralbank)
M1M0 + Kontoguthaben
M2M1 + Termin- & Spareinlagen (Festgeldkonto, usw.)
M3M2 + Verbindlichkeiten & Schuldverschreibungen (Kredite)

Geldschöpfung durch Kredite

Kreditkarten

Wenn du zu deiner Bank gehst und einen Kredit haben möchtest, dann tippt die Mitarbeiterin die Zahl ein, drückt auf einen Knopf und schwupps liegt mehr Geld auf deinem Konto. Das war’s, mehr passiert nicht. Es wird dafür kein Geld gedruckt und trotzdem erhöht sich die verfügbare Geldmenge auf der Welt. Du hast jetzt ja mehr Geld, das du ausgeben kannst. Dieses Geld kommt nicht von irgendeinem anderen Menschen, sondern existiert nur virtuell.

Das Einzige, was die Bank jetzt noch machen muss, ist bei der Europäischen Zentralbank einen Kredit über 1 % deiner Kreditsumme aufzunehmen. Dazu ist sie verpflichtet. Sobald die Bank dann das Geld aus dem Kredit plus Zinsen zurückbekommen hat, zahlt sie damit den Kredit bei der Zentralbank ab. Durch den Kreditvertrag verpflichtest du dich wiederum, den Kredit an deine Hausbank zurück zu zahlen. Das machst du üblicherweise mit dem Geld, das du für die Arbeit bekommst, der du täglich nachgehst. Im Umkehrschluss hat die Bank somit einen Anspruch auf einen Teil deiner Arbeitszeit.

Man spricht hierbei auch von einer Verbindlichkeit, quasi einem Schuldschein. Diese Verbindlichkeit wird auf deinem Konto hinterlegt und erst dann wieder gelöscht, wenn du den letzten Cent zurückgezahlt hast. Immer wenn die Bank Geld von dir zurück bekommt, wird deine Verbindlichkeit Stück für Stück reduziert. Im gleichen Verhältnis reduziert sich dadurch auch wieder die verfügbare Geldmenge auf der Welt.

M3 Gegenposten
M3-Gegenposten – Deutsche Bundesbank

Die Geldschöpfung erfolgt also über Kreditvergabe an den Staat, Unternehmen und Privatpersonen. Besonders während der Corona-Krise zeigt sich deutlich, dass die Kreditvergabe an den Staat bzw. die öffentlichen Haushalte deutlich zugenommen hat. Im Diagramm kann man gut erkennen, dass die privaten Kredite (Gelb) kaum zugenommen haben, die für die öffentlichen Haushalte (Orange) dafür umso mehr. Dem gegenüber steht eine deutlich angestiegene Geldmenge (M3, blaue Linie).

Zentralbanken haben begrenzte Mittel

Mann spielt Schach
Ein Mann spielt Schach

Eine Möglichkeit, um die Wirtschaft zu stabilisieren und die Inflation zu steuern, ist eine Senkung der Zinsen. Doch das haben die Zentralbanken schon längst vollständig ausgeschöpft. Der sogenannte Leitzins liegt mittlerweile in vielen Ländern bei nahezu 0%.

Buchgeld
Leitzinsentwicklung

Den Zentralbanken sind also die Hände gebunden. Sie müssen zwangsläufig auf die einzig verbleibende andere Möglichkeit zurückgreifen, nämlich die Erhöhung der Geldmenge. Sie schmeißen immer noch mehr Geld in den Topf um die Probleme zu lösen. Was sie damit jedoch in Wahrheit bewirken ist, dass sie die Probleme einfach nur nach hinten verschieben. In jeder Krise wird nochmal deutlich mehr Geld benötigt, als in der Krise davor. Das hat dazu geführt, dass Staatsverschuldung mittlerweile so hoch ist, dass sie niemand mehr zurückzahlen kann.

In Deutschland betragen die Schulden z.B. zu dem Zeitpunkt, an dem ich diesen Beitrag schreibe, 2.297.278.541.852 €. Das sind umgerechnet ca. 27.000 € Staatsschulden pro Einwohner. Sollte es keinen radikalen Schuldenschnitt geben, werden die Generationen nach uns die Schulden begleichen müssen, die der Staat heute aufnimmt. Wie du anfangs in dem Beispiel von Julia, Klaus und Felix gesehen hast, kann das Prinzip der Schulden und Zinsen so nicht funktionieren.

Helikoptergeld

Helikopter in der Luft
Helikopter in der Luft

Eine der extremsten Maßnahmen um die Wirtschaft zu stabilisieren, ist das sogenannte „Helikoptergeld“. Davon war besonders im Kontext von der Corona-Krise oft zu lesen. Das ist die allerletzte Möglichkeit einer Zentralbank um den Markt mit Geld zu überfluten. Dabei muss das neu erschaffene Zentralbankgeld nicht erst den Umweg über Kredite gehen. Nein, es wird einfach direkt auf die Konten der Bürger überwiesen oder in Form von Schecks oder Gutscheinen verteilt.

Das Geld taucht in diesem Fall gar nicht mehr in den Bilanzen der Zentralbanken auf und erhöht die Inflation sofort und nachhaltig. Andere Arten dieser Maßnahme sind gezielte Steuersenkungen oder Zahlungen an den öffentlichen Haushalt, um damit Infrastrukturprojekte oder ähnliche Dinge zu finanzieren, welche die Wirtschaft ankurbeln sollen.

In Hongkong und den USA kam es 2020 während der Corona-Krise genau zu diesem Szenario. Jeder Bürger hat Post vom Staat bekommen, in der ein Verrechnungsscheck in Höhe von mindestens 1.000 $ lag. Der Staat hatte sich davon versprochen, die Wirtschaft anzukurbeln. Das hat aber nur bedingt funktioniert, weil die Bürger das Geld in der unsicheren Zeit lieber gespart oder direkt in Bitcoin und andere Wertspeicher investiert haben.

Die Gefahr des digitalen Geldes

Der Euro gehört den Europäerinnen und Europäern. Die EZB ist die Hüterin der gemeinsamen Währung. Wir sollten darauf vorbereitet sein, einen digitalen Euro einzuführen, sollte dies erforderlich werden.

Christine Lagarde, Präsidentin der EZB

Aktuell arbeiten alle großen Zentralbanken daran, eine digitale Währung zu erschaffen, die auf lange Sicht unser bisheriges Bargeld ablösen soll. Die neue Währung ist vergleichbar mit einer Kryptowährung, die von zentraler Instanz – den Zentralbanken – ausgegeben wird. Jeder Bürger hat dann ein Konto bei der Zentralbank und die klassischen Geschäftsbanken werden obsolet.

Das ist eine gefährliche Entwicklung, denn dadurch bekommen die Zentralbanken die volle Kontrolle über das Guthaben und die Schulden von jedem Bürger. Sie könnten dann einfach den Hahn zudrehen und man kommt nicht mehr an sein Geld dran. Noch schlimmer ist jedoch die Gefahr, dass dann niemand mehr kontrollieren kann, wie viel Geld von den Zentralbanken in den Markt gepumpt wird. Eine höhere Inflation ist also spätestens ab der nächsten Krise vorprogrammiert.